Von Aufschnitt und Aufschneidern

Die Fragestellung zu Beginn unserer Proben lautete: Was ist Wahrheit, oder wie kommt es dazu, dass man etwas fuer wahr haelt und etwas anderes nicht? Natuerlich hat jeder seine eigene Wahrheit, doch schnell wurde klar, dass die eigene Geschichte zwar interessant und deshalb auch wahr, aber von den Geschichten der anderen Teilnehmerinnen massiv bedroht ist. Es herrscht Konkurrenz auf dem Wahrheitsmarkt.

Interessanterweise fuehrten die weiteren Diskussionen nicht in Richtung Erkenntnistheorie, sondern in politische Gefilde: Was ist Macht, was kann man dagegen machen und wieso geht nach einer kurzen Phase der herrschaftsfreien Zeit alles wieder von vorne los? Wieso bleiben soviele Geschichten unerzaehlt, waehrend andere, medial verstaerkt, uns permanent wortwoertlich “heimsuchen”.

Ueber das Befragen unserer gesellschaftlichen Situation “da draussen” formierte sich im Gefaengnis ein Ensemble. Dieses Ensemble, bestehend aus zehn Darstellerinnen, erzaehlt nun seine Geschichte, in der die individuellen Geschichten von Beginn der Probenzeit praesent sind, ohne sich zu bedrohen. Da ist Hass und Gleichgueltigkeit, Liebe und Revolution.

Dass wir auf die Frage “Was ist Wahrheit” keine Antwort gefunden haben, darf an dieser Stelle schon verraten werden. Aber es gab Momente, und diese werden wir auf der Buehne zeigen, in denen die Wahl nicht mehr darin bestand, entweder Aufschneider oder Aufschnitt sein zu muessen.

Welt in Scheiben? Nein – da zeigte sich etwas ganz anderes und das beruehrte uns.

Auffuehrungen:
25. November 2005 um 18 Uhr
JVA fuer Frauen Berlin-Lichtenberg

Vorstellung innerhalb der JVA, externe Gaeste sind moeglich. Bei Interesse bitte per Email anfragen: info@kollektiv-volkart.de

29. November 2005 um 20 Uhr
Hebbel am Ufer HAU ZWEI
Kartenvorverkauf im Hebbel am Ufer

Eine Theaterproduktion in Zusammenarbeit mit der JVA fuer Frauen Berlin

Wir danken Kunst und Knast e.V. fuer die Unterstuetzung.